Anke Butscher moderiert Fachkonferenz zu Arbeitswelt
Am 13.02.2025 moderierte Anke Butscher die Fachkonferenz „Arbeitswelt zwischen Fremdbestimmung und demokratischer Praxis – eine politische Herausforderung“. Veranstaltet wurde die Tagung vom Arbeitskreis Soziales Hamburg.
In der Arbeitsgemeinschaft Soziales Hamburg engagieren sich WissenschaftlerInnen verschiedener Institute und Hochschulen in Hamburg mit dem Ziel, eine öffentliche und kontinuierliche Debatte über die soziale Spaltung in Hamburg anzuregen. Seit 2010 lädt die AG Soziales Hamburg zu jährlichen Konferenzen rund um das Thema soziale Spaltung ein.
Dieses Jahr nahm die Konferenz den Zusammenhang zwischen Arbeitswelten und demokratischer Verfasstheit unserer Gesellschaft in den Blick. Mehr und mehr wird deutlich, welche Folgen berufliche Erfahrungen mit Entfremdung, Disziplinierung oder Fremdbestimmung haben. Sie können sich Bahn brechen in Bereiche jenseits der Arbeitswelt und bestimmen Anfälligkeiten etwa für populistische Parolen und wechselhaftes Wahlverhalten. Das ist keineswegs auf eine einzige Branche, Berufsgruppe oder soziale Schicht beschränkt und ein hoch aktuelles Thema kurz vor der Bundestagswahl.
Mit einem Vortrag führte Prof. Dr. Bettina Kohlrausch , Direktorin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung und Professorin für gesellschaftliche Transformation und Digitalisierung an der Universität Paderborn, in den strukturellen Zusammenhang zwischen Arbeitswelt und demokratischer „Gesinnung“, ein. Sie bezog sich sowohl auf theoretische als auch empirische Erkenntnisse, nicht zuletzt auf eine 2024 europaweit durchgeführte Studie , wie Arbeit, Transformation und soziale Lebenslagen mit anti-demokratischen Einstellungen zusammenhängen (deutsche Kurzfassung der Studie). Sie stellt fest, dass sich Teilhabemöglichkeiten im Job und gute Arbeitsbedingungen positiv auf ein demokratisches Klima auswirken. Wenn Menschen über den Dreiklang „demokratischer, materieller Teilhabe und sozialer Anerkennung“ eingebunden sind, fühlen sie sich von Transformationsprozessen weniger bedroht. Prof. Dr. Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft , führte in seinem Kommentar aus, dass potenzielles Wachstum durch den demografischen Wandel begrenzt wird und Unternehmen mit „Labour Hoarding“ auf den Fachkräftemangel reagieren. Zur Vertiefung des Konferenzthemas bezog sich Prof. Hürther auf eine Studie des Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH vom Februar 2024, die auf Grundlage einer quantitativen und qualitativen Befragung von Hauptgeschäftsführer:innen von führenden Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbänden eine Ausgrenzungsstrategie der Wirtschaft gegenüber der AfD erkennen lässt. Die verfasste Wirtschaft sieht kaum programmatische Überlappungen und bewertet die Partei vielmehr als vor allem politisches, aber auch ökonomisches Standortrisiko. Trotzdem bestehen Zweifel, inwiefern eine Ausgrenzung der AfD in die Karten spielen könnte und inwieweit sich diese Verweigerung überhaupt durchhalten lässt, sollten sie vermehrt in politische Verantwortung gewählt werden.
Prof. Ralph Sichler, Arbeitspsychologe und Professor für Grundlagen der Psychologie an der Bertha von Suttner Privat Universität in St. Pölten , zeigte die Relevanz von Souveränität und Anerkennung für Beschäftigte auf. Zunächst stellt er eine Bestimmung von Arbeit vor und ging auf den Ansatz des arbeitenden Souveräns ein. Dahinter steht die Frage: Welche Rolle die Organisation von Arbeitsverhältnissen für die Bestandssicherung eines demokratischen Gemeinwesens spielt? Anerkennung wird als wesentliches soziales Bindemittel angesehen, welches sich über die Kooperation in der Arbeit vermittelt, und Grundlage für Engagement und Partizipation in der betrieblichen Lebenswelt ist. In der Diskussion mit Prof. Bettina Kohlrausch wurden die Machtverhältnisse durch Besitz und Arbeit thematisiert und erörtert, wie Souveränität in prekären Arbeitswelten überhaupt greifen kann.
Auf dem Podium diskutierten schließlich Tanja Chawla, Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds Hamburg, Thomas Rath, Vizepräsident der Handwerkskammer Hamburg und Dr. Thomas Goes, Mitarbeiter am Soziologischen Forschungsinstitut Göttingen (SOFI) an der Georg-August-Universität und Autor des Buches „Grüner Sozialismus? Über das politische Bewusstsein von Arbeiter*innen in Zeiten des Umbruchs“ über Demokratieverachtung und Störung des Betriebsfriedens als Herausforderungen für Unternehmen und Gewerkschaften.
corsus trägt durch ihre Beratung und Angebote zu einer nachhaltigen Wirtschafts- und Gesellschaftsentwicklung bei, die die sozial-ökologischen Herausforderungen unserer Zeit ernst nimmt. In unserem Team streben wir ein lebenswertes und vorurteilsfreies Miteinander an, bei dem uns gegenseitige Wertschätzung, die Offenheit für Vielfalt und die Vereinbarkeit von Beruf, Familie, Ehrenamt und Freizeit sowie die ökologische und soziale Ausrichtung unserer Betriebsabläufe wichtig sind.