Biodiversitätswirkungen in der Ökobilanz: corsus Mitarbeiter präsentieren Ergebnisse
Vom 8. bis 12. September fand in Barcelona die internationale Ökobilanzkonferenz von Lebensmitteln (LCA Food 2024) statt. Sie gilt als eines der bedeutendsten internationalen Events zu Umweltauswirkungen globaler Ernährungssysteme. Dort treffen sich die internationale wissenschaftliche Community und Akteur:innen aus der Praxis und informieren über die neuesten Methodenentwicklungen in der Ökobilanz sowie neue Erkenntnisse zu Umweltauswirkungen von Lebensmittelsystemen. Die 14. Ausgabe der zweijährlich stattfindenden Konferenz stand dieses Jahr unter dem Motto „Healthy Food Systems for a Healthy Planet“. Die corsus-Mitarbeiter Julian Quandt und Nico Mumm präsentierten ihre Ergebnisse zur Abschätzung von Biodiversitätswirkungen globaler Lebensmittellieferketten aus ihrer Tätigkeit im Forschungsvorhaben BioVal an der Universität Augsburg.
Die größten Hürden bei der Berechnung von Biodiversitätswirkungen sind Datenlücken und die Komplexität von Biodiversität. Julian Quandt stellte in seinem Vortrag auf der Food LCA 2024 räumlich differenzierte Charakterisierungsfaktoren zur Biodiversitätswirkungsabschätzung von 152 verschiedenen Ackerbaukulturen vor. Mit diesen Charakterisierungsfaktoren können Anwender:innen die Biodiversitätswirkung der wichtigsten Lebensmittelrohstoffe einfach und gezielt ohne größeres Vorwissen abschätzen. Die Ergebnisse können genutzt werden, um Lieferketten biodiversitätsfreundlicher zu gestalten. Die Grundlage der Berechnung der Charakterisierungsfaktoren bilden räumlich differenzierte, statistische Daten zu Düngemitteleinsatz, Pestizidnutzung, Bodenbearbeitung und Feldgrößen. Diese wurden in die BVI-Methode eingespeist, eine innovative Methode zur Biodiversitätswirkungsabschätzung. Zudem fließen regional differenzierte Daten zur Aussterbewahrscheinlichkeit von Arten, zu natürlichen und semi-natürlichen Lebensräumen und zum Einfluss von Infrastruktur ein. Die vorgestellten Ergebnisse sind nicht nur für Anwender:innen, wie z.B. Unternehmen von Interesse, sondern auch für Wissenschaftler:innen, wie das rege Interesse auf der Konferenz in Barcelona gezeigt hat.
In Abbildung 1 ist die Biodiversitätswirkung von Soja auf Basis der Charakterisierungsfaktoren quantifiziert. Es gilt: Je höher der angegebene Biodiversitätswert (dargestellt in dunklerer Färbung) desto größer die negativen Auswirkungen auf die Biodiversität.
Abbildung 1: Biodiversitätswirkung von Soja differenziert nach Herkunft [in BVI*m2*a/kg]
Auch zur Abschätzung der Wirkungen auf marine Biodiversität besteht noch Forschungsbedarf. Das liegt vor Allem daran, dass die Wirkzusammenhänge im Meer diffuser sind und die Biodiversitätswirkungen insgesamt stärker von mehreren Nutzer:innen gleichzeitig beeinflusst werden als dies bei terrestrischen Ökosystemen der Fall ist.
Auf einem Poster stellte Nico Mumm einen Ansatz vor, wie diese Integration aussehen könnte. Am Beispiel des Wildfangs von Fisch berechnete er Charakterisierungsfaktoren. Hierfür kombinierte er „Fuzzy Logic“ und das Konzept der Biodiversitätsbeiträge aus der BVI-Methode mit globalen Fischbestandsdaten. Im Ergebnis berechnete er so je zwei Charakterisierungsfaktoren pro Kilogramm Fisch für über 2000 Arten in mehr als 200 marinen Ökoregionen. Zudem lässt sich mit diesem Ansatz der Druck durch Fischerei auf marine Ökoregionen abschätzen.
Julian Quandt und Nico Mumm erforschen neben ihrer Beratungstätigkeit bei corsus an der Universität Augsburg Methoden zur Abschätzung von Biodiversitätswirkungen in der Ökobilanz. Im Projekt BioVal entwickeln sie Werkzeuge, mit denen Auswirkungen auf Biodiversität berechnet werden können. Die weitere Qualifizierung der corsus-Beschäftigten wird bei corsus sehr begrüßt und unterstützt.
corsus ist Partnerin für nachhaltige Ernährungssysteme
Nachhaltige Ernährungssysteme sind entscheidend für einen gesunden Planeten. Die Erkenntnisse der Konferenz fließen direkt in unsere weitere Arbeit zu wissenschaftlich fundierten und praxisnahen Lösungen ein. corsus wird den Diskurs hierzu auch weiterhin aktiv mitgestalten und politische Akteur:innen, Kommunen, Institutionen und Unternehmen dabei unterstützen, eine umweltverträgliche und gesundheitsfördernde, ethisch verantwortliche, alltagsadäquat gestaltete Ernährung umzusetzen, die sozio-kulturelle Vielfalt ermöglicht.