corsus forscht für eine Ernährungswende – Projekt zur Nachhaltigkeitsbewertung alternativer Proteinquellen und Analoga gestartet
corsus koordiniert im Auftrag des Umweltbundesamtes das kürzlich gestartete Projekt „Integrierte Bewertung der Nachhaltigkeit alternativer Proteinquellen und Analoga und Transformationspfade zweier ausgewählter Alternativen“. Zusammen mit dem Deutschen Institut für Lebensmitteltechnik aus Quakenbrück und dem Institut für Sozialinnovation aus Berlin erstellt corsus eine Übersicht über Verfahren, Rohstoffe und Produkte im Kontext alternativer Proteinquellen und Analoga und führt eine Nachhaltigkeitsbewertung ausgewählter Proteinquellen und Substitute durch. Im Projekt werden die Nachhaltigkeitsauswirkungen von 20 ausgewählten alternativen Proteinquellen analysiert und dargestellt.
Eine nachhaltige Ernährung von 10 Milliarden Menschen im Jahr 2050 sicherzustellen, wird ohne sozial-ökologischen Wandel im Ernährungssektor kaum möglich sein. Biodiversitätsverlust, Entwaldung, hohe THG-Emissionen, Landnutzungskonflikte und weitere Umweltauswirkungen aber auch gesundheitliche, soziale und tierethische Aspekte lassen sich vielfach auf die gegenwärtige Ernährungsweise zurückführen. Alternative Proteinquellen und Analoga, wie Hülsenfrüchte, Insekten, Pilze und viele weitere nehmen in dieser Debatte eine Schlüsselfunktion ein. Sie bieten das Potenzial, eine wichtige Nahrungsgrundlage für eine wachsende globale Erdbevölkerung zu sein, da sie aus ernährungsphysiologischer und aus Nachhaltigkeitsperspektive in vielen Fällen vorteilhafter gegenüber „konventionellen“ Proteinquellen sind. Damit eine Proteinwende nachhaltig gelingt und nicht zu Problemen in anderen Bereichen führt („Burden Shifting“), müssen bei der Transformation gesellschaftliche und soziale Folgen sowie Auswirkungen auf das Tierwohl und die Umwelt sorgfältig bestimmt und abgewogen werden. Eine vergleichende Übersicht verschiedener alternativer Proteinquellen inklusive der Exploration von Transformationspfaden wird für eine nachhaltige Proteinwende dringend benötigt.
„Das Besondere an diesem Projekt ist, dass wir uns auf der einen Seite anschauen, wie wahrscheinlich es ist, dass sich bestimmte Produkte und Rohstoffe in Zukunft langfristig etablieren können aber auch wie wünschenswert diese Entwicklungen für die Gesellschaft, die Gesundheit, das Tierwohl und für die Umwelt sind“, sagt Julian Quandt, Projektleiter des Vorhabens und Senior Consultant bei corsus. Insekten haben beispielsweise viele Vorteile gegenüber „konventionellen“ Proteinquellen. Sie brauchen kaum Platz, können mit Lebensmittelabfällen gefüttert werden, sind nährstoffreich und fettarm, brauchen vergleichsweise wenig Wasser bei der Aufzucht und können zu 100% verwertet werden. Doch die Vorstellung sich von Insekten zu ernähren, ist für viele Europäer:Innen eher gewöhnungsbedürftig, der Geschmack sagt nicht allen zu und für vegan oder vegetarisch lebende Menschen sind Insekten gänzlich ungeeignet. Ebenso sind tierethische Fragen bislang ungeklärt in der Aufzucht von Insekten. Daher werden im Projekt viele weitere Proteinquellen und Substitute einbezogen. Neben Hülsenfrüchten, wie Erbsen und Linsen auch Hefen, Pilze, Nüsse, Algen, Tofu und Seitan werden auch traditionelle und moderne Produktionsverfahren, wie Fermentation oder die zellbasierte Landwirtschaft betrachtet. Die Wahrscheinlichkeit, dass Proteinquellen gesellschaftlich etabliert werden, wird abgeschätzt und verglichen hinsichtlich ihrer verschiedenen Nachhaltigkeitswirkungen. Ziel ist es, einen Überblick über die Vielfalt alternativer Proteinquellen und Substitute zu schaffen, die zu einer Reduktion der Nutzung konventioneller Proteinquellen führen können. „Die Ergebnisse werden wir kondensiert, barrierefrei, leicht verständlich und frei verfügbar in einer Fachbroschüre publizieren.“ – so Julian Quandt.
Das Projekt „Integrierte Bewertung der Nachhaltigkeit alternativer Proteinquellen und Analoga und Transformationspfade zweier ausgewählter Alternativen“ wird vom Umweltbundesamt finanziert und läuft noch bis Anfang 2025 und wird von einem wissenschaftlichen Begleitkreis unterstützt, in dem Zwischenergebnisse regelmäßig von Expert:Innen kritisch evaluiert werden.