corsus-Vortrag zu Umweltauswirkungen der DGE-Ernährungsempfehlungen

Am 6. November 2024 fand an der Hochschule Fulda die vierte Jahrestagung des Zentrums für Ernährung, Lebensmittel und nachhaltige Versorgungssysteme statt. Unter dem diesjährigen Leitsatz Mehr Pflanze, weniger Tier!? – Ernährungskommunikation zwischen Krisen, Konsens und Konflikt stellten Wissenschaftler:innen verschiedener Disziplinen aktuelle Ergebnisse rund um Nachhaltige Ernährung und Ernährungskommunikation vor. Julian Quandt – Senior Consultant bei corsus – präsentierte in seinem Vortrag erste Ergebnisse zur Abschätzung der Umweltwirkungen der Ernährung in Deutschland im Vergleich zu den Ernährungsempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) und der Planetary Health Diet der EAT Lancet Kommission.

Die Ernährung hat bei vielen planetaren Grenzen den größten Anteil an deren Überschreitung. Sie ist daher ein enormer Hebel, um Umweltauswirkungen zu reduzieren. Eine nachhaltige Transformation des Ernährungssystems würde helfen, bereits gesteckte Ziele Deutschlands wie die der Treibhausgasneutralität bis 2045 zu erreichen.

In diesem Kontext zeigt Julian Quandt in seiner Präsentation auf, wie groß diese Potenziale sind Umweltauswirkungen durch eine Änderung der Ernährung global und national zu reduzieren. In ersten Abschätzungen, die corsus im Auftrag des Umweltbundesamtes durchgeführt hat, zeigt sich, dass die Ernährung zu Treibhausgasemissionen von rund 5 kgCO2-Äq. pro Person und Tag führt. Ein Großteil dieser Emissionen (rund 72%) stammen aus dem Verzehr tierischer Produkte. Würden sich die Menschen in Deutschland nach den aktualisierten Empfehlungen der DGE ernähren, könnten diese Emissionen um rund die Hälfte reduziert werden. Dies würde jährlich rund 74 Mio. t CO2-Äq. einsparen und auch den Flächenbedarf für die Nahrungsmittelherstellung in etwa halbieren.  Auch wenn die Flächen für die Lebensmittelproduktion für die Ernährung in Deutschland nicht nur in Deutschland belegt werden, so trüge dies auch zur Erreichung der flächenbezogenen Umweltziele in Deutschland bei. Rund 51% der landwirtschaftlichen Fläche wird in Deutschland für die Bereitstellung von Futtermitteln verwendet und rund 25% für die Erzeugung pflanzlicher Lebensmittel. Neben der Flächenbelegung würde eine Ernährungsumstellung nach den neuen Orientierungswerten der DGE auch die Biodiversität schützen und den Biodiversitätsfußabdruck der Ernährung in Deutschland halbieren. Auch hier zeigt sich, dass der hohe Konsum tierischer Lebensmittel etwa drei Viertel des Biodiversitätsfußabdrucks ausmacht. Ein Vergleich der DGE-Ernährungsempfehlungen mit der Planetary Health Diet zeigt zudem, dass sich die aktualisierten DGE-Empfehlungen voraussichtlich im Rahmen der planetaren Belastungsgrenzen bewegen, mit einer Ausnahme: der Verbrauch von Wasser. Neben einer Reduktion der Umweltauswirkungen ist eine Ernährung gemäß den aktualisierten Empfehlungen der DGE auch der Gesundheit zuträglich. Aktuell nehmen die deutschen Bürger:innen rund 32% mehr Energie zu sich als empfohlen. Dies zeigt sich beispielsweise in aktuellen Statistiken zu Übergewicht.

Vergleich der THG-Emissionen von Lebensmitteln nach tatsächlichem Verzehr,  Planetary Health Diet und den neuen DGE-Empfehlungen

In den weiteren Arbeiten im Rahmen des Projekts ModErn (Modellierung der ökologischen Effekte der überarbeiteten DGE-Ernährungsempfehlungen), das corsus im Auftrag des Umweltbundesamts seit Anfang 2024 bearbeitet, werden die nun vorliegenden ersten Abschätzungen weiter ausdifferenziert und fundiert. Zudem werden Szenarien entwickelt, um mögliche Umweltentlastungseffekte der aktualisierten DGE-Empfehlungen aufzuzeigen und einzuschätzen, inwieweit die planetaren Belastungsgrenzen eingehalten werden.

Ein Blick auf die derzeitige durchschnittliche Ernährung zeigt jedoch auch, dass diese weit davon entfernt ist, den Ernährungsempfehlungen der DGE zu entsprechen. Es gilt daher neben der weiteren Ausdifferenzierung der Orientierungswerte insbesondere auch Strategien zu entwickeln, wie der Konsum umweltverträglicherer und gesundheitsfördernder Lebensmittel gesteigert werden kann.

Das Factsheet „Nachhaltige Ernährung konkret: Mit den neuen Empfehlungen der DGE auch für die „planetare Gesundheit“ sorgen“ des Umweltbundesamts, das die Ergebnisse der ersten, vorläufigen Abschätzung ausführlicher darstellt, finden sie hier.

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