Felix Lücking präsentiert Ergebnisse auf der 14. Internationalen Ökobilanzkonferenz für Lebensmittel in Barcelona
Von 8. bis 12. September fand in Barcelona die Internationale LCAFood 2024 Konferenz statt. Es war die 14. Ausgabe der zweijährlich stattfindenden Konferenz. Sie ist ein bedeutendes Event für die internationale wissenschaftliche Community und Akteur:innen, die sich mit der Ökobilanzierung (Life Cycle Assessment – LCA) von Lebensmittelsystemen befassen. Felix Lücking präsentierte Ergebnisse aus der corsus-Arbeit zur Verringerung der Komplexität zur Bewertung von Lebensmitteln durch einen „Single Score“ in der Session zu Ecolabelling.
Felix Lücking und Dr. Ulrike Eberle auf der LCA FOOD 2024 in Barcelona
Um Umweltinformationen an Konsument:innen zu kommunizieren, müssen diese insbesondere einfach verständlich und glaubwürdig sein. Die Forschungsfrage, die der Arbeit von Felix Lücking zugrunde lag, war daher, welche Umweltauswirkungen in einer aggregierten Umweltbewertung von Lebensmitteln zugrunde gelegt werden müssen, um ein valides Ergebnis abbilden zu können. Hierfür analysierte er verschiedene Aggregationsmodelle, die unterschiedliche Gewichtungsfaktoren für die Umweltauswirkungen zugrunde legen und verschiedene Umweltauswirkungen einbeziehen. Die Datenbasis für die Analyse bildete die französische Ökobilanzdatenbank für Lebensmittel Agribalyse, die weit über 2.000 Datensätze enthält. Die Datengrundlage wurde vorbereitet für die statistische Analyse, indem beispielsweise ausschließlich Datensätze einbezogen wurden, für die auch eine Bewertung der Biodiversitätsauswirkungen zur Verfügung stand. Zudem wurden Dopplungen und Ausreißer aussortiert, so dass in Summe gut 1.500 Datensätze in die Analyse einbezogen werden konnten. Auf dieser Datengrundlage wurde mit multiplen linearen Regressionen und einem Exhaustive Search Algorithmus, der jede mögliche Kombination an Wirkungskategorien berücksichtigt, die Wirkungskategorien ermittelt, mit denen der Environmental-Footprint (EF) bestmöglich abgebildet werden kann. Durch die Kombination mit weiteren statistischen Verfahren konnte so herausgearbeitet werden, dass ein (ganzheitlicher) Umweltscore für Lebensmittel insbesondere Klima und Wasser einbeziehen muss und am besten noch um Eutrophierung, Ökotoxizität und die Auswirkungen auf terrestrische Biodiversität ergänzt wird. „Klar gezeigt werden konnte, dass ein Klimalabel allein keine ausreichende Information zu Umweltauswirkungen von Lebensmitteln ausweisen kann“, betont Felix Lücking, Consultant bei corsus. „Es ist aber auch nicht notwendig, alle Umweltauswirkungen zu quantifizieren, denn mit wenigen Wirkungskategorien kann der größte Teil der Varianz erklärt werden.“
Dr. Ulrike Eberle, Geschäftsführerin von corsus, die als Ecolabelling-Expertin und Mitglied des wissenschaftlichen Komitees der LCA FOOD Konferenzen, Chair der Session war, betonte, dass dies wichtige Ergebnisse für die weitere Gestaltung von Ecolabels für Lebensmittel sind. Sie betonte aber auch, dass die auf der Konferenz vorgestellten Ergebnisse zu Ecolabelling deutlich gezeigt haben, dass weitere wissenschaftliche Arbeit erforderlich ist, z. B. in Bezug auf Datengrundlagen, Methoden der Wirkungsabschätzung, die geeignete funktionale Einheit, die Verringerung der Komplexität, Ökolandbau, aber auch die Aggregation und Gewichtung oder Midpoint und Endpointindikatoren. Auch der politische Rahmen ist in vielen Ländern noch unklar und die Interessen der Beteiligten sind sehr unterschiedlich (Politiker:innen, Lebensmittelunternehmen, Einzelhandel, ökologische und konventionelle Erzeuger:innen). Auch gibt es unterschiedliche Positionen der EU und ihrer Mitgliedsstaaten. Gleichwohl ist möglich, mit einer LCA-basierten Umweltkennzeichnung zu beginnen, wie das Beispiel Frankreichs deutlich zeigt.
Download Präsentation (englisch): https://www.corsus.de/wp-content/uploads/Felix_Luecking_FINAL.pdf
Die präsentierten Ergebnisse wurden im Rahmen des CLIF-Projekts erarbeitet, das vom BMUV im Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) gefördert wird.
Wer mehr über die Konferenz und die Themen der Ökobilanz erfahren möchte, findet hier weitere Informationen. Die Abstracts der vorangegangenen Konferenzen finden sie hier.
Wir bedanken uns bei den Veranstalter:innen der LCA Food 2024, insbesondere beim IRTA und Montse Núñez, für die gelungene Konferenz und den sehr guten Austausch, eingebettet in die lebhafte Kultur und die historischen Gebäude einer geschichtsträchtigen Stadt.
corsus ist vielseitige Partnerin für nachhaltige Ernährungssysteme
Nachhaltige Ernährungssysteme sind entscheidend für einen gesunden Planeten. Die Erkenntnisse der Konferenz fließen direkt in unsere weitere Arbeit zu wissenschaftlich fundierten und praxisnahen Lösungen ein. corsus wird den Diskurs hierzu auch weiterhin aktiv mitgestalten und politische Akteur:innen, Kommunen, Institutionen und Unternehmen dabei unterstützen, eine umweltverträgliche und gesundheitsfördernde, ethisch verantwortliche, alltagsadäquat gestaltete Ernährung umzusetzen, die sozio-kulturelle Vielfalt ermöglicht.