Nachhaltige „Die Ärzte“ Konzerte: Mathis Tommek als C2C Botschafter
Am Wochenende 23.08. bis 25.08.2024 fand auf dem ehemaligen Flughafengelände Tempelhof in Berlin ein Pionierprojekt mit drei möglichst nachhaltigen Konzerten der deutschen Band „Die Ärzte“ statt. Mathis Tommek, Werkstudent bei corsus, hat die nachhaltige Veranstaltungsdurchführung als Botschafter unterstützt. Im November erhält das Projekt „Labor Tempelhof“ einen Sonderpreis vom Deutschen Nachhaltigkeitspreis für seine Vorreiterrolle bei der Umsetzung von umweltfreundlichen und ressourcenpositiven Veranstaltungen. Mit jeweils ca. 50.000 Besucher:innen pro Tag verursachen Konzerte bisher große Mengen an Abfall und CO2 Emissionen.
Für 2024 stellten „Die Ärzte“ drei Konzerte für das sogenannte „Labor Tempelhof“ zur Verfügung, in dem deren Projektteam möglichst viele klima- und ressourcenpositive Produkte, Prozesse und Innovationen umgesetzt und getestet hat. Eingerahmt wurden die Konzerte von einem Informationskonzept über Cradle to Cradle (C2C), Kreislauffähigkeit und Nachhaltigkeit. Die Ergebnisse sowie die CO2 Bilanz der Konzerte werden ausgewertet und als digitales Guidebook veröffentlicht, um als Vorbild zu dienen und für die Zukunft weitere Möglichkeiten zur Verbesserung zu finden.
Mathis, wie bist du darauf gekommen als freiwilliger Helfer bei den Konzerten zu arbeiten?
Bereits letztes Jahr habe ich durch die Konzertankündigung und über Social Media von dem Projekt erfahren und fand den Ansatz sehr interessant! Ein paar Wochen vor den Konzerten las ich einen Aufruf der Organisation „Cradle to Cradle NGO“, in dem nach freiwilligen Helfer:innen, sogenannten C2C Botschafter:innen gesucht wurde. Ich hatte den Begriff Cradle to Cradle schon gehört, kannte aber die Organisation noch nicht. Durch meine Arbeit bei corsus, wo wir Nachhaltigkeitsstrategien für Unternehmen und Kommunen erarbeiten, interessierte es mich sehr, herauszufinden wie dies bei zeitlich begrenzten Großveranstaltungen aussehen kann.
Was genau waren deine Aufgaben vor Ort?
In einem online Seminar wurde uns vor dem Konzert das Konzept und die Arbeit von C2C nähergebracht. In kleinen Gruppen aufgeteilt war es vor Ort unsere Aufgabe an den sogenannten „Nährstoffinseln“ zu stehen und den Besucher:innen dabei zu helfen ihr Mehrweggeschirr richtig zu sortieren und ihren Müll in die dafür vorgesehenen Tonnen zu werfen. Dadurch, dass es auf dem Gelände nur Mehrweg Geschirr, Pfandbecher und kein Einwegplastik gab, fiel erfreulicherweise sehr wenig Restmüll an. Die Essensreste sowie die kompostierbaren Pommes Gabeln wurden im Biomüll gesammelt und weiterverwertet. An den „Nährstoffinseln“ kamen wir darüber hinaus mit den Besucher:innen ins Gespräch und informierten sie über das Nachhaltigkeitskonzept. Es war spannend mit vielen interessierten Besucher:innen zu sprechen, die meisten waren sehr begeistert von dem Projekt.
Wie sah das Nachhaltigkeitskonzept aus?
Für die Veranstaltung wurde nur grüner Strom verwendet, auch alle Fahrzeuge auf dem Gelände fuhren elektrisch. Es gab ausschließlich vegetarisch / veganes Essen, kein Fleisch. Die Toiletten stellte Finizio bereit, diese sammeln die flüssigen und festen Reststoffe und verarbeiten diese zu Dünger. Wie schon erwähnt gab es nur Mehrweggeschirr und Mehrweg Pfandbecher. Die Besucher:innen wurden dazu aufgerufen mit der Bahn anzureisen, Parkplätze für Autos gab es nicht in der Nähe vom Gelände, dafür standen große Fahrradstellplätze zur Verfügung. Auch neue Innovationen wie der Phantor, ein Gerät, welches bis zu 10.000 l Trinkwasser pro Tag aus der Umgebungsluft gewinnen kann, waren ausgestellt.
Im sozialen Bereich wurden zudem einiges getan, so gab es kostenlose Trinkwasserstationen für alle, sowie Barrierefreiheit und zusätzliche Tribünen für Menschen mit Behinderungen. Menschen mit geringem Einkommen konnten mit entsprechendem Nachweis günstige Sozialticket erwerben.
Wie ist dein Fazit?
Es war ein großartiges Wochenende mit vielen gleichgesinnten Leuten, die sich für Nachhaltigkeit einsetzen, spannenden Eindrücken und guter Musik. Jede:r Besucher:in hat mitbekommen, dass es kein „klassisches“ Konzert war, auch „Die Ärzte“ haben die Menschen von der Bühne aus auf den nachhaltigen Ansatz aufmerksam gemacht. Auch wenn es an einigen Stellen noch Optimierungspotential gibt, ist es ein ambitioniertes Projekt, von dem sich hoffentlich viele etwas abschauen werden.
Nachhaltige Veranstaltungen in Hamburg
Auch Hamburg hat sich in einem Beteiligungsprozess 2019 mit nachhaltigen Veranstaltungen in der Stadt beschäftigt und hier einen Stein ins Rollen gebracht. Green Events erarbeitete aus den Ergebnissen eine Handreichung mit Checkliste „Zukunft veranstalten“ unter der Begleitung von corsus und mittlerweile richten sich immer mehr Veranstaltungen in Hamburg nachhaltig aus. Die Tatenbank von green events lädt ein zum Inspirieren und Stöbern.