Neues wissenschaftliches Paper zu den Umweltauswirkungen von Ernährung in Deutschland veröffentlicht
corsus gratuliert den Ökobilanzexpert:innen Dr. Ulrike Eberle und Nico Mumm zur Veröffentlichung des wissenschaftlichen Papers zum „Reduktionspotenzial der Umweltauswirkungen durch eine planetarisch-kulinarische Ernährung in Deutschland“[1] im renommierten International Journal of Life Cycle Assessment. Das Paper basiert auf den Ergebnissen des Projekts „Umweltauswirkungen von Ernährung“, das im Auftrag des WWF-Deutschland durchgeführt wurde.
Die Ergebnisse auf Basis des statistischen Verzehrswarenkorbs zeigen, dass heute jeder Mensch in Deutschland im Durchschnitt etwa 2.650 kcal pro Person und Tag verbraucht. Dies sind etwa 25 % mehr als im Durchschnitt von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlen wird.
Die Umweltauswirkungen durch Ernährung sind enorm: Pro Jahr werden 216 Millionen Tonnen Treibhausgase emittiert – ungefähr so viel wie alle Emissionen aus dem Verkehrssektor in Deutschland. Die Erzeugung der Lebensmittel beansprucht 16,6 Millionen Hektar Landfläche weltweit. Dies entspricht ungefähr der Hälfte der Fläche Deutschlands. Allein 75 Prozent dieser Fläche werden zur Erzeugung tierischer Lebensmittel wie Milch und Milchprodukte, Fleisch und Wurst sowie Eiern benötigt. Zudem werden Auswirkungen auf die Biodiversität in Höhe von 12,3 BVI*m2*a verursacht. Dies entspricht denselben Auswirkungen wie 3,7 Millionen m² komplett versiegelter Fläche. Des Weiteren werden 2,4 Milliarden m3 an Wasser (ungefähr die Wassermenge des Chiemsees) zur Bewässerung landwirtschaftlicher Kulturen verbraucht, was einen knappheitsgewichteten Wasserfußabdruck von 118,6 km3 Welt-Äquivalenten verursacht.
Abbildung: Beitrag zu den Auswirkungen (auf Klimawandel, Landnutzung, Biodiversität, Wasserverbrauch & Wasserknappheit) von vier Lebensmittelkategorien (Fleisch, Milchprodukte & Eier, pflanzenbasierte Lebensmittel, Fisch & Meeresfrüchte) für den Status Quo
Die Ergebnisse bestätigen die Erkenntnisse früherer Studien zu Klimaauswirkungen, direkten Landnutzungsänderungen und Landnutzung und fügen neue Erkenntnisse zu den Auswirkungen auf Wasserknappheit und Biodiversität hinzu.
Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse Reduktionspotenziale durch veränderte Ernährungsgewohnheiten. Ein spannendes Ergebnis ist, dass alle analysierten Umweltauswirkungen, einschließlich Auswirkungen auf die biologische Vielfalt, überwiegend vom Anteil tierischer Lebensmittel an der Ernährung abhängen, mit Ausnahme des Wasserverbrauchs und des Wasserfußabdrucks. Dieser wird hauptsächlich durch pflanzliche Lebensmittel (einschließlich Futtermittel) verursacht. Beeinflusst wird er insbesondere durch die Herkunft der pflanzlichen Produkte, aber auch durch den Wasserbedarf der Pflanzen selbst. Es zeigt sich, dass die dem derzeitigen Lebensmittelkonsum zugrunde liegenden Produkte und Herkünfte in Bezug auf Wasserverbrauch und den knappheitsgewichteten Wasserfußabdruck überdacht werden sollten, denn der weitaus größte Anteil des Fußabdrucks entfällt auf Zitrusfrüchte aus Spanien (36%), Mandeln (USA: 9%, Spanien: 2%) und Pfirsiche (Spanien: 7%, Italien: 1%). Eine Veränderung der Konsumgewohnheiten könnte hier eine deutliche Reduktion des Wasserfußabdrucks bewirken.
Wir danken dem WWF für die Finanzierung der Studie, insbesondere Tanja Dräger de Teran, und dem International Journal of Life Cycle Assessment für die Möglichkeit der Veröffentlichung.
[1] Eberle, U.; Mumm, N. (2024): Reduction potential of German environmental food impacts due to a planetary health diet, Int J Life Cycle Assess, published online: 24 July 2024, https://doi.org/10.1007/s11367-024-02352-4