Nico Mumm stellt sich vor

Vier Fragen an Nico Mumm, der seit Februar 2020 als Berater bei corsus tätig ist:

Was hast du gemacht, bevor du zu corsus kamst?

Ich habe Mediziningenieurwesen an der TU Hamburg studiert. Der Fachbereich lebt wie die Nachhaltigkeitsberatung von einem hohen Maß an Interdisziplinarität. Genau diesen Aspekt finde ich faszinierend – das Zusammenbringen diverser Perspektiven für ein ganzheitlich durchdachtes Ergebnis. Im Anschluss an mein Masterstudium arbeitete ich für ein Medtech-Start-Up als Entwicklungsingenieur und entwickelte ein innovatives Verfahren zur Hauttransplantation. Die Zusammenarbeit mit internationalen Projektpartner:innen hat mich unter Anderem nach Südafrika geführt, wo das Produkt gefertigt wurde.

Das Start-Up war eng an die TU Hamburg angebunden, weshalb ich neben der Forschung und Entwicklung des Produkts auch studentische Arbeiten betreute. Fachlich hat mich die Arbeit sehr gereizt, doch das Thema Nachhaltigkeit und der ganzheitliche Blick kam mir in der Arbeit zu kurz. Aus diesem Grund habe ich einen anderen Weg eingeschlagen und bin seit nun schon über zwei Jahren bei corsus. Hier stimmt beides: die Projekte sind fachlich anspruchsvoll und die Nachhaltigkeit steht an erster Stelle.

corsus berät zu Nachhaltigkeit. Was verbindest du mit Nachhaltigkeit?

Nachhaltigkeit bedeutet für mich persönlich mein Leben so zu gestalten, dass mein Einfluss auf meine ökologische und soziale Umwelt netto positiv ist. Ich arbeite konstant an mir und daran meine negativen Wirkungen zu minimieren und positive Wirkungen zu verstärken. Daher bin ich froh mein privates Engagement nun seit über zwei Jahren durch die Arbeit bei corsus ausbauen und auch im professionellen Rahmen an einer großen Transformation hin zu einer nachhaltigen Zukunft mitarbeiten zu können.

Grundsatz ist für mich das Vorrangmodell der Nachhaltigkeit, also Ökologie vor Sozialem vor Ökonomie. Wobei ich die drei Aspekte als stark wechselwirkend verstehe. Der Wegfall von ökologischen Ressourcen, im Wesentlichen die Ökosystemleistungen, führt indirekt auch zu negativen sozialen Auswirkungen und umgekehrt. Eine resiliente Gesellschaft ist eher in der Lage Konsum- und Denkmuster zu verändern und eine positive Wirkung auf Ökosysteme zu entfalten. Nachhaltigkeit umfasst sehr viel und die unterschiedlichen Wirkungspfade sind stark verknüpft und rekursiv. Das macht Nachhaltigkeit auf der einen Seite so spannend. Auf der anderen Seite sind viele Aspekte aber auch schwer zu verstehen und nachzuvollziehen. Manche Auswirkungen unseres Handelns sind gut erforscht und können entsprechend quantifiziert werden. Andere wiederum sind mit einer Menge Unsicherheit verbunden und können dennoch katastrophale Auswirkungen haben. Daher gehört für mich zum Thema Nachhaltigkeit der Vorsorgeansatz, um mögliche böse Überraschungen in der Zukunft zu vermeiden.

Die planetaren Grenzen bieten meiner Meinung nach eine gute Orientierung in Bezug auf den ökologischen Bereich. Ein weiterer Leuchtturm sind die Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen, die alle Aspekte der Nachhaltigkeit umfassen.

Gibt es ein Thema, das dir ganz besonders am Herzen liegt?

Wir leben in einer unfassbar komplexen Welt. Alles ist vernetzt und oft ist uns gar nicht klar was für Auswirkungen unser Konsum in den Kettengliedern der globalen Lieferketten hat. Daher liegt mir besonders viel am Thema Transparenz. Wie können wir es schaffen negative sowie positive Wirkungen sichtbar zu machen? Woher kommen die Daten für eine fundierte Aussage über diese Wirkungen? Und was passiert mit diesen Informationen?

Dies sind Fragen, die mich tagtäglich beschäftigen. Für mich ist das Entschlüsseln dieser vernetzten Zusammenhänge ein grundlegender Baustein für eine nachhaltige Entwicklung. Denn auf dieser Basis beruhen weitere Instrumente wie Kommunikationsstrategien für Endkonsument:innen, die Gestaltung politischer Rahmenbedingungen oder die Anpassung von unternehmerischem Handeln. Kurzum: Transparenz ist der Motor für eine nachhaltige Transformation.

Woran arbeitest du gerade bei corsus?

Mein Schwerpunkt bei corsus ist die Öko- und Klimabilanzierung. Wir sind gerade in der letzten Phase einer Ökobilanz des Baumwollanbaus in verschiedenen afrikanischen Ländern. Im Rahmen des Projekts haben wir nicht nur die Ökobilanz durchgeführt, sondern auf Basis der Ergebnisse ein anwender:innenfreundliches Dashboard entwickelt, was als Unterstützung für die zukünftige Strategie- und Maßnahmenplanung eingesetzt wird.

Im Projekt „Climate Impacts of Food” werden wir mehrere Ökobilanzen zu Produkten aus dem Lebensmittelbereich durchführen. Es geht dabei um den Anbau und die Weiterverarbeitung verschiedener Lebensmittel in vier unterschiedlichen Ländern. Ich bin für Thailand verantwortlich und koordiniere den Austausch mit den Projektpartner:innen vor Ort. Darüber hinaus entwickele ich zusammen mit meinen Kolleg:innen bei corsus eine einheitliche Methode zur Datenverarbeitung für die Auswertung aller Ökobilanzen aus den vier Ländern. Besonders reizt mich, dass wir in diesem Projekt die Möglichkeit haben die Wirkungskategorie „Biodiversität“ für viele Produkte aus unterschiedlichen Regionen zu berechnen. Zur Wirkungsabschätzung nutzen wir eine Methode, an dessen Forschung und Entwicklung ich in meiner Zweitanstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Rahmen meiner Doktorarbeit an der Hochschule Bochum beteiligt bin.

Zudem berate ich das Produktentwicklungsteam eines großen Energieversorgers bei der Entwicklung eines Prosumer-Produkts. In diesem Projekt geht es darum die Klimawirkung des Produkts von Anfang an in die Entwicklung einzubeziehen und zu minimieren. Ein sehr spannendes und innovatives Projekt.

Neben dem Tätigkeitsschwerpunkt Bilanzierung, arbeite ich an Bewertungsmethoden von Produkten und Organisationen im Hinblick auf die Sustainable Development Goals und der menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht.

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