Biodiversität in der Lieferkette
Gemeinsam mit dem WWF Deutschland (Projektleitung) und Systain Consulting bearbeitet corsus das Vorhaben „Lieferkette und Biodiversität“. Im Vorhaben geht es darum, ein Instrument zu erarbeiten, das insbesondere auch kleine und mittelständige Unternehmen dabei unterstützen soll, Biodiversitätsrisiken entlang ihrer Lieferkette nachvollziehen und minimieren zu können.
Das Anthropozän hinterlässt Spuren: Der globale Ressourcenverbrauch ist zwischen 2000 und 2017 um 70% gestiegen¹. Gleichzeitig hat sich die globale Aussterberate auf das zehn bis einhundertfache der durchschnittlichen Aussterberate der letzten 10 Millionen Jahre erhöht. Der Anteil, der derzeit vom Aussterben bedrohten Arten beträgt rund 25% mit steigender Tendenz. 75 % der Landfläche wurden durch menschliche Aktivitäten bereits dramatisch verändert; 66 % der Meeresfläche sind erheblich beeinträchtigt, und 85 % der Feuchtgebiete sind durch menschliche Eingriffe verloren gegangen². Diese Verluste stellen ein immenses Risiko für die Stabilität unserer Gesellschaften und somit das menschliche Wohlergehen dar. In dem aktuellen jährlichen Global Risk Report des Weltwirtschaftsforums rangiert Biodiversitätsverlust neben der Gefahr von Extremwetterereignissen und der Verfehlung von Klimazielen auf Platz drei der globalen Bedrohungen³. Auch im Kontext der global verabschiedeten UN Sustainable Development Goals (SDGs) spielen die Themen Biodiversität und nachhaltiges Produzieren eine Rolle: Während die SDGs 14 und 15 zum Ziel haben, die Biodiversität an Land und im Wasser zu schützen, zielt SDG 12 darauf ab, eine nachhaltige Produktion und nachhaltigen Konsum zu fördern. Doch wie können Unternehmen Rohstoffe mit einem möglichst geringem Biodiversitätsrisiko beziehen?
Diese Frage ist für Unternehmen von Bedeutung, da Biodiversitätsrisiken in der Lieferkette auf mehrfache Weise ihren Erfolg oder gar ihren Fortbestand bedrohen können. Im Zuge des Projekts wird daher ein Werkzeug entwickelt, das es Unternehmen ermöglicht, physikalische, regulatorische sowie Reputations- und Marktrisiken in ihrer Lieferkette frühzeitig zu identifizieren. Denn nur wenn Risiken bekannt sind, kann adäquat darauf reagiert werden. Und können Lösungsoptionen entwickelt werden.
corsus liefert hierfür die wissenschaftliche Grundlage: Globale Biodiversitätsrisiken entlang der Lieferkette werden für drei exemplarische Branchen untersucht und Maßnahmenkataloge zur Minderung der Risiken erstellt. Die Ergebnisse dieser Studien werden dann zu Branchensteckbriefen verdichtet, die praxisnahe Informationen zu Biodiversitätsrisiken sowie Handlungsempfehlungen für KMUs liefern.
Im Projekt kommen aktuelle Methoden zum Einsatz, die eine innovative Biodiversitätswirkungsabschätzung nach Lindner et al. 2019⁴ mit Satellitendaten und umwelterweiterten, multiregionalen Input-Output-Modellen (EE-MRIO) verknüpft.
Laufzeit: 2021– 2023
Das Vorhaben „Lieferkette und Biodiversität“ wird durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) gefördert.
1 Goal 12 | Department of Economic and Social Affairs (un.org): https://sdgs.un.org/goals/goal12, zuletzt aufgerufen am 05.07.2022
2 IPBES (2019): Global assessment report on biodiversity and ecosystem services of the Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services. E. S. Brondizio, J. Settele, S. Díaz, and H. T. Ngo (editors). IPBES secretariat, Bonn, Germany. 1148 pages. https://doi.org/10.5281/zenodo.3831673
3 WEF (2022): The Global Risks Report 2022. 17th Edition. World Economic Forum.
ISBN: 978-2-940631-09-4
4 Lindner JP, Fehrenbach H, Winter L, Bloemer J, Knuepffer E. Valuing Biodiversity in Life Cycle Impact Assessment. Sustainability. 2019; 11(20):5628. https://doi.org/10.3390/su11205628