Ernährungswende

Eine Ernährungswende ist dringend notwendig. Denn unsere heutige Ernährung ist nicht nachhaltig – nicht aus gesundheitlicher, nicht aus sozialer und nicht aus ökologischer Perspektive.

„Unsere Nahrungsmittel sind mit Schadstoffen belastet, die Meere überfischt, die Tropenwälder werden für unseren Fleischhunger zerstört und nur ein Bruchteil unserer Waren ist fair gehandelt. Gesundheitliche Folgen von Fehlernährung nehmen zu, die Ausbeutung natürlicher Ressourcen geht mit fortschreitender Umweltbelastung und -zerstörung einher und fehlende Verteilungsgerechtigkeit wird zunehmend zum Problem, nicht nur in Entwicklungs- und Schwellenländern. Auch in reichen Industrienationen geht die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander. Während in vielen Teilen der Welt Menschen mit Mangelversorgung und Unterernährung zu kämpfen haben und selbst Grundnahrungsmittel kaum verfügbar sind, werden KonsumentInnen hierzulande von Billigangeboten und einer scheinbar grenzenlosen Produktvielfalt überschwemmt und wir müssen uns fragen: Wie können wir mit dem vorhanden Nahrungswohlstand angemessen umgehen? Obwohl das Interesse an gesunder Ernährung groß ist, Wellness- und Fitnessangebote boomen oder Kochshows im Fernsehen, die eine »neue Lust am Essen« vermitteln, immer populärer werden, nehmen Kompetenzen rund um Ernährung in Deutschland insgesamt ab. Eine Mahlzeit
aus frischen Zutaten zubereiten zu können, ist heute zum Beispiel keine Selbstverständlichkeit mehr. Und angesichts der immer stärkeren Flexibilisierung der Arbeitswelt, des zunehmenden Überangebots, sich ständig ändernder Ernährungstipps und eines immer komplexer werdenden Ernährungsalltags wächst der Wunsch nach Entlastung und Vereinfachung. Doch wie können die Ernährungsbedürfnisse der Menschen »nachhaltig« befriedigt werden?

Zwar wird die Landwirtschaft umweltverträglicher, wenn der ökologische Landbau gefördert wird, aber die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln ist dadurch noch nicht gestiegen. Zwar ist es wichtig, einen Mittagstisch in Schulen einzuführen, aber ohne ein Gesamtkonzept, das geschmackliche und zeitliche Bedürfnisse der SchülerInnen, Eltern und LehrerInnen und die Handlungsmöglichkeiten der Schule berücksichtigt, wird dies nur bedingt zu einer Ernährungswende beitragen. Sicherlich können Ernährungsinformationen und -beratung KonsumentInnen unterstützen. Werden sie jedoch nicht zielgruppenspezifisch und alltagsadäquat angeboten, hat umweltverträgliche und gesundheitsfördernde Ernährung nur eine geringe Chance auf Umsetzung im Alltag. Ganz offensichtlich nützt es also wenig, einzelne Probleme rund um das Thema Ernährung
unabhängig voneinander zu betrachten. Deshalb waren bisherige Lösungsansätze auch nur begrenzt erfolgreich. Was fehlt, ist ein integriertes Gesamtkonzept, das alle BürgerInnen einbezieht und das auch sozial Benachteiligten ermöglicht, sich nachhaltig zu ernähren. Nur so ist sicher gestellt, dass die Ernährungswende nicht nur ein »Projekt für Bessergestellte« sein wird. Ein solches Gesamtkonzept umzusetzen und die Ernährungswende zu gestalten, ist eine gesellschaftliche Gemeinschaftsaufgabe. Sie betrifft die Politik und Verwaltung ebenso wie die Ernährungsbranche, wie Nichtregierungsorganisationen und den Gesundheitsbereich und natürlich auch die KonsumentInnen selbst. Es werden Strategien benötigt, die von allen Akteuren gemeinsam entwickelt und umgesetzt werden. Das ist mit dem Begriff Ernährungswende
gemeint.“ (Eberle/Hayn 2007, S. 4/5)

Im Rahmen des BMBF-geförderten Forschungsvorhabens Ernährungswende wurden Strategien für sozial-ökologische Transformationen im gesellschaftlichen Handlungsfeld Umwelt-Ernährung-Gesundheit erarbeitet. Hierfür wurden u.a. Ernärhungsstile in Deutschland identifiziert und die Umweltauswirkungen bilanziert, die diese verursachen. Das Kooperationsvorhaben wurde durch Dr. Ulrike Eberle (damals Öko-Institut e.V.) geleitet und in Kooperation mit dem Institut für sozial-ökologische Forschung, dem Institut für ökologische Wirtschaftsforschung und dem Katalyse-Institut von durchgeführt (2002-2005).

Downloads der Projektergebnisse:

© Copyright - corsus 2023