Studie Nachhaltigkeit und Gemeinwohl in Kommunen und Gemeinwohl Fokusbericht

corsus hat für die Bertelsmann Stiftung in Zusammenarbeit mit dem weltweiten Verband ICLEI – Local Governments for Sustainability – die Studie „Nachhaltigkeit und Gemeinwohl in Kommunen“ durchgeführt und daraus abgeleitet einen Gemeinwohl Fokusbericht entwickelt.

Die Studie „Nachhaltigkeit und Gemeinwohl in Kommunen“ hat gezeigt, dass eine integrative Umsetzung von Nachhaltigkeit und Gemeinwohl in Kommunen möglich und sinnvoll ist. Die Studie beschreibt und vergleicht die Grundlagen von Nachhaltigkeit und Gemeinwohl, die Instrumente des Nachhaltigkeitsmanagements und der Gemeinwohl-Bilanzierung sowie ausgewählte Praktiken in Kommunen. Insbesondere zeigt sie Möglichkeiten und Grenzen einer integrativen Herangehensweise auf. Final wird festgestellt, dass das Konzept des Gemeinwohls als inhaltliche Ergänzung und Weiterentwicklung des Nachhaltigkeitsmanagments verstanden werden kann. So empfahlen corsus und ICLEI die Integration der Gemeinwohlorientierung in das kommunale Nachhaltigkeitsmanagement, da erst gemeinsam geteilte Wertvorstellungen die Verfolgung von Public Value, Common Good oder Gemeinwohl in der Kommune ermöglichen. Somit steht am Anfang des Prozesses des Nachhaltigkeitsmanagements die Betrachtung des Gemeinwohls, verstanden als Grundlage einer werteorientierten nachhaltigen Entwicklung der Kommune.

Um ein gemeinwohlorientiertes Nachhaltigkeitsmanagement zu gewährleisten, integriert der Gemeinwohl-Fokusbericht die fünf Kernbotschaften (5 Ps: people, planet, prosperity, peace & partnership) der Agenda 2030 der Vereinten Nationen und die Werte der Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ). Eine gemeinsame Matrix der fünf Kernbotschaften und der fünf GWÖ-Werte veranschaulicht diesen integrativen Ansatz und wird als Basis für eine qualitative Bestandsaufnahme genutzt. Die Bestandsaufnahme dient damit einer wertebasierten Positionsbestimmung der Kommune und ihrer politischen bzw. Verwaltungspraxis. Ergänzt wird die qualitative Bestandsaufnahme durch einen quantitativen Abgleich über Indikatoren. Über eine anschließende Stärken-Schwächen- und Chancen-Risiken-Analyse werden Potenziale und Ansatzpunkte für die strategische Ausrichtung der Kommune in Bezug auf kommunale Themenfelder – anhand von Werten – herausgearbeitet. Das Arbeiten mit dem Gemeinwohl-Fokusbericht, also der Ausgangspunkt der Analyse und Bestandsaufnahme der kommunalen Praxis rückt zunächst keine Konzepte, Beschlüsse, Maßnahmenpläne oder quantitative Indikatoren in den Mittelpunkt, um eine Zielerreichung der SDGs bzw. der Nachhaltigkeit zu messen, sondern fragt nach einer werteorientierten Haltung der Verwaltung und der Politik in der Interaktion mit den Stakeholdern bzw. nach der treibenden Kraft der Community. Der Gemeinwohl-Fokusbericht fragt nach den Prämissen bzw. Grundlagen von politischen und verwaltungsinternen Entscheidungen auf Basis der integrierten 5 Ps und GWÖ-Werte. Ausgangspunkt der Bestandsaufnahme sind die Voraussetzungen und Beweggründe des Verwaltungshandelns und der politischen Entscheidungen, auf denen sich das Zusammenleben der kommunalen Gesellschaft gründet. Dieses „Mindset“, d. h. die gedankliche Orientierung an Werten, fördert die Ausrichtung auf eine gemeinwohlorientierte Entwicklung der Kommune.

Die Kommune analysiert und bestimmt im Weiteren, welche Werte sie verfolgt, um die sozialen, ökologischen und ökonomischen Rahmenbedingungen für das Gemeinwohl zu definieren und immer wieder zu prüfen, wie ein Ausgleich der Interessen zu erreichen ist. Die Strategieentwicklung greift nach der Bestandsaufnahme auf Basis des Gemeinwohl-Fokusberichts, einer entsprechenden Stärken-Schwächen-Chancen-Risiken-Analyse und einer Auswahl der relevanten Themen- bzw. Handlungsfelder auf einen Wertekompass zurück. Strategische und operative Ziele, die mit Maßnahmen hinterlegt sind, werden auf ihre Wirkung im Sinne des Gemeinnutzes bzw. Gemeinwohls entwickelt. Die Orientierung am Public Value kann später im Monitoring und in der Fortschreibung der Strategie weiter umgesetzt werden.

Laufzeit: Januar 2020 bis November 2022

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