Nachhaltigkeitsbewertung alternativer Proteinquellen
Das Projekt zur integrierten Bewertung der Nachhaltigkeit alternativer Proteinquellen und Analoga und Transformationspfaden zweier ausgewählter Alternativen ist im Dezember 2022 gestartet und wird im Auftrag des Umweltbundesamts durchgeführt (FKZ 3722 11 101 0). Zusammen mit dem deutschen Institut für Lebensmitteltechnik aus Quakenbrück und dem Institut für Sozialinnovation aus Berlin erstellt corsus (Projektleitung) eine aktuelle Übersicht über Rohstoffe, Verfahren und Produkte im Kontext alternativer Proteinquellen und Analoga und führt eine Nachhaltigkeitsbewertung ausgewählter Proteinquellen und Substitute durch. Auf dieser Basis wird die Wahrscheinlichkeit zur Diffusion ebenso dargestellt, wie die Nachhaltigkeitsauswirkungen 20 ausgewählter alternativer Proteinquellen.
Zunächst wird die Wahrscheinlichkeit zur Diffusion einzelner alternativer Proteinquellen untersucht. Auf diese Weise kann ermittelt werden, wie wahrscheinlich es ist, dass sich bestimmte Produkte und Rohstoffe in Zukunft langfristig etablieren. Die betrachteten Rohstoffe, Verfahren und Produkte werden nach verschiedenen Kriterien, die z. B. die Akzeptanz, die technologische Entwicklung oder die aktuelle Gesetzeslage beschreiben gegliedert und bewertet. Ausgewählte alternative Proteinquellen und Analoga, deren Diffusion als wahrscheinlich eingeschätzt wird, werden im nächsten Schritt im Hinblick auf ihre Nachhaltigkeit bewertet. An dieser Stelle wird eingeschätzt, wie wünschenswert diese Entwicklungen für die Gesellschaft, die Gesundheit, das Tierwohl und für die Umwelt sind.
Insekten beispielsweise haben viele Vorteile gegenüber „konventionellen“ Proteinquellen. Sie brauchen wenig Platz, können mit Lebensmittelabfällen gefüttert werden, sind nährstoffreich und fettarm, brauchen vergleichsweise wenig Wasser bei der Aufzucht und können zu 100% verwertet werden. Doch die Vorstellung sich von Insekten zu ernähren, ist für viele Europäer:innen eher gewöhnungsbedürftig, der Geschmack sagt nicht allen zu und für vegan und vegetarisch lebende Menschen sind Insekten gänzlich ungeeignet. Daher werden viele weitere Proteinquellen und Substitute, wie Hefen, Pilze, Tofu, Algen oder Wasserlinsen einbezogen.
Außerdem werden traditionelle und moderne Produktionsverfahren, wie Fermentation oder die zellbasierte Landwirtschaft untersucht. Die abgeschätzte Wahrscheinlichkeit zur gesellschaftlichen Etablierung wird den erwartbaren Nachhaltigkeitswirkungen gegenübergestellt. Auf diese Weise wird ein aktueller und wissenschaftlich fundierter Überblick über die Vielfalt alternativer Proteinquellen und Substitute geschaffen, die zu einer Reduktion des Konsums konventioneller Proteinquellen und damit verknüpften, negativen Nachhaltigkeitswirkungen führen können. Das Projekt läuft bis Anfang 2025. Julian Quandt übernimmt die Projektleitung für corsus. Die Ergebnisse werden barrierefrei, leicht verständlich und frei verfügbar in einer Fachbroschüre publiziert.