WWF-Projekt: Umweltauswirkungen von Ernährung

Unsere Ernährung ist mit hohen Umweltauswirkungen verbunden. Im Auftrag des WWF-Deutschland hat corsus die Umweltauswirkungen unserer Ernährung in Deutschland berechnet. Zusätzlich zur derzeitigen Ernährungsweise wurden drei Szenarien analysiert, die auf den Empfehlungen für eine Ernährungsweise für einen gesunden Planeten (Planetary Health Diet) der Eat-Lancet Kommission aufbauen. Basis für die Berechnung der Umweltauswirkungen sind die Lebensmittel, die von einer Person im Jahr im Durchschnitt konsumiert werden. Der Warenkorb der derzeitigen Ernährung basiert auf statistischen Angaben. Für die drei Szenarien wurde jeweils ein Warenkorb erstellt: ein flexitarischer Warenkorb, ein vegetarischer Warenkorb und ein veganer Warenkorb.

Deutlich wird, dass unser heutiger Warenkorb zu viel Kilokalorien (kcal) enthält. Laut den Empfehlungen der Eat Lancet Kommission sollen im Durchschnitt 2.500 kcal pro Tag verzehrt werden. Unser heutiger durchschnittlicher Warenkorb enthält jedoch 2.675 kcal pro Tag.

Für eine Ernährung, die für uns und unseren Planeten gesund ist, müssten wir weniger Fleisch und mehr Gemüse und Hülsenfrüchte verzehren. Mit einem Drittel ist insbesondere der Anteil tierischer Produkte in unserem Warenkorb deutlich zu hoch, vor allem der Anteil von Fleisch.

Teil 1: Klimaschutz, landwirtschaftliche Fläche und natürliche Lebensräume

Die Ergebnisse des ersten Teils der Studie zeigen, dass die tierischen Produkte in unserem Lebensmittelwarenkorb zwei Drittel der klimarelevanten Emissionen verursachen. Dies, obwohl sie nur einen Anteil von einem Drittel am Warenkorb haben. Bei Flächennutzung ist dies noch deutlicher: drei Viertel der Fläche wird für die Erzeugung tierischer Lebensmittel belegt.

Weniger tierische Produkte und eine entsprechende Erhöhung des Anteils von Gemüse und Hülsenfrüchten in unserer Ernährung würde knapp ein Viertel an Treibhausgasemissionen einsparen. Der Flächenfußabdruck könnte um rund ein Fünftel reduziert werden. Ein Verzicht auf Fleisch würde 40 Prozent weniger Treibhausgasemissionen verursachen und den Flächenfußabdruck fast um die Hälfte reduzieren. Der vegane Warenkorb verringert den Beitrag zum Klimawandel sowie die Flächennutzung nochmals um jeweils ein paar Prozent.

Teil 2: Wasserverbrauch und Wasserknappheit

Die Ergebnisse des zweiten Teils der Studie zeigen, dass pflanzliche Produkte zwar in puncto Klima und Flächennutzung besser abschneiden. Bei der Betrachtung des Wasserverbrauchs und des Wasserknappheitsfußabdrucks jedoch wesentlich schlechter abschneiden als die tierischen Produkte. 82 % des Wasserverbrauchs zur Bewässerung geht auf das Konto pflanzlicher Produkte. Dementsprechend steigt der Verbrauch für eine flexitarische, vegetarische und vegange Ernährung. Dies gilt unter der Annahme, dass es bei denselben Lebensmitteln, Herkunftsländern und Produktionsweisen bleibt. Hier besteht deutlicher Handlungsbedarf, denn der hohe Wasserverbrauch entsteht zum größten Teil durch den Anbau einiger weniger Produkte: etwa ein Drittel geht alleine auf das Konto von Zitrusfrüchten und Reis.

Der Wasserknappheitsfußabdruck verdeutlicht diese Ergebnisse noch. Bei der Berechnung dieses Abdrucks wird der Wasserverbrauch mit der regionalen Wasserknappheit aus den Herkunftsländern verrechnet. Über 99 % des Wasserknappheitsfußabdrucks liegen außerhalb von Deutschland. Am höchsten sind die Werte in Spanien und den USA. In den beiden Ländern herrscht bereits ein enormer Wassermangel. Der hohe Verbrauch zur Bewässerung von Orangen in Spanien und kalifornischen Mandeln fällt hier folglich besonders ins Gewicht.

Futtermittel zur Produktion von tierischen Produkten stammt primär aus Deutschland und Umland. Hier reicht die natürliche Beregnung zum Anbau oft aus und es muss wenig künstlich bewässert werden. Hinzukommt, dass wir hier noch nicht mit Wasserknappheit zu kämpfen haben. Daher ist der Anteil von tierischen Produkten am Wasserknappheitsfußabdruck sehr gering.

Die klimatischen Entwicklungen der letzten Jahre und die damit einhergehenden Dürreperioden und Extremwetterereignisse können diese Ergebnisse jedoch stark beeinflussen.

Teil 3: Biodiversitätsauswirkungen

Im dritten Teil der Studie wurden erstmalig die Ergebnisse der Auswirkungen der Ernährung in Deutschland auf Biodiversität ermittelt. Erst seit wenigen Jahren liegen Methoden vor, mit denen im Rahmen einer Ökobilanz die Auswirkungen auf die Biodiversität abgeschätzt werden können, die von Produkten und Dienstleistungen ausgehen. Im Rahmen der Studie für den WWF wurde die Wirkungsabschätzungsmethode von Lindner et al. (2019) genutzt. Die Methode bewertet die Qualität der für die Erzeugung der Lebensmittel genutz­ten Flächen und vergleicht sie mit der Qualität der ursprünglich auf der Fläche vorhandenen natürlichen Vegetation. Daraus ergibt sich eine Qualitätsdifferenz – die Biodiversitätsdifferenz (englisch: Biodiversity Value Increment – BVI).

Es zeigt sich: Der Einfluss tierischer Lebensmittel (Fleisch- und Wurstwaren, Eier und Molkereiprodukte wie Milch oder Käse) ist bei den Auswirkungen auf die Biodiversität noch bedeutender als beim Flächenfußabdruck oder beim Klimafußabdruck. Insgesamt gehen 77 Prozent des Biodiversitätfußabdrucks auf das Konto tierischer Lebensmittel. Beim Flächenfußabdruck sind es 75 Prozent und beim Klimafußabdruck 69 Prozent. Dagegen liegt der Einfluss pflanzlicher Lebensmittel auf den Biodiversitätfußabdruck nur bei 23 Prozent.

Biodiversitätsfußabdruck (links) und Flächenfußabdruck der Ernährung in Deutschland im Vergleich

Biodiversity footprint (left) and land footprint of food in Germany in comparison.

Der hohe Einfluss tierischer Lebensmittel ist vor allem auf die Biodiversitätsauswirkungen des Sojaanbaus zurückzuführen, der mit 29 Prozent den mit Abstand größten Anteil am Fußabdruck Biodiversität hat, gefolgt von Weizen (15 Prozent) und Mais (12 Prozent). Die Auswirkungen durch den Sojaanbau sind deutlich höher, als es die Flächennutzung vermuten ließe und ungefähr doppelt so hoch wie die von Weizen (15 Prozent), obwohl die Flächennutzung durch Soja sogar etwas geringer ist. Dies erklärt sich vor allem dadurch, dass die Ökoregionen, in denen Soja angebaut wird (z. B. das Cerrado in Brasi­lien) als ökologisch wertvoller eingestuft werden als die Ökoregionen, in denen Weizen angebaut wird (z. B. die Mischwälder in Europa).

Die Biodiversitätsauswirkungen ließen sich erheblich reduzieren, wenn wir die Empfehlungen für eine sogenannte Planetary Health Diet – eine Ernährung zum Wohle unseres Planeten – umsetzen würden. Bei einer flexitarischen Ernährung könnten der Biodiversitätsfußabdruck um 18 Prozent reduziert werden, bei einer vegetarischen Ernährung gar um 46 Prozent und bei einer veganen Ernährung um 49 Prozent.

Die größten Auswirkungen auf die Biodiversität unserer derzeitigen Ernährung werden in Europa, Südamerika und den USA verursacht. Die höchsten Auswirkungen liegen bei allen Ernährungsweisen in Deutschland, obwohl die Öko­region-Faktoren der hier vorkommenden Ökosysteme relativ gering sind. Das erklärt sich dadurch, dass der mit Abstand größte Flächenanteil zur Erzeugung unserer nachgefragten Lebensmittel in Deutschland liegt.

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