Vortrag von Dr. Ulrike Eberle beim Roundtable FoodTech#7 der Bitkom
Am 11. März 2024 veranstaltete die Bitkom ihren Roundtable Food Tech #7 in Berlin. Er wurde diesmal gemeinsam mit der Initiative „Together for Carbon Labelling– TCL“ organisiert. Inhalt des Roundtable war die Klimakennzeichnung von Lebensmitteln und die hierfür benötigte Datenbank. Dr. Ulrike Eberle von corsus erläuterte in ihrem Vortrag wie eine Klima- und Umweltkennzeichnung von Lebensmitteln gelingen kann und wie dringend eine Ökobilanzdatenbank für Lebensmittel in Deutschland benötigt wird.
Ulrike Eberle machte in ihrem Vortrag deutlich, dass eine Kennzeichnung von Umweltauswirkungen von Lebensmittel bereits heute möglich ist. Die Ökobilanzexpertin betonte, dass hierfür jedoch festgelegte einheitliche Regeln notwendig sind, die unter anderem sicherstellen, dass durch Labelling keine Wettbewerbsverzerrung entsteht. Zudem sagte sie, dass ein Label nicht nur auf Klima fokussieren sollte, sondern auch weitere für Lebensmittel relevante Umweltauswirkungen einbeziehen sollte, wie Auswirkungen durch den Wasserverbrauch oder Auswirkungen auf Biodiversität. Die Basis für eine Umweltkennzeichnung ist eine Ökobilanzdatenbank für Umweltauswirkungen von Lebensmitteln, die kostenfrei zur Verfügung gestellt wird. Derzeit existiert solch eine Datenbank für Deutschland nicht. Behelfsweise könnte jedoch für einen Übergangszeitraum die Datenbank Agribalyse aus Frankreich genutzt werden. Agribalyse ist derzeit die einzige vollständige, frei verfügbare Ökobilanzdatenbank für Lebensmittel im europäischen Raum.
Wesentlich ist es aus Sicht der corsus Geschäftsführerin, dass zügig eine Datenbank nach dem Vorbild von Agribalyse in Deutschland aufgebaut wird. Die dafür notwendigen Regeln sollten sich an Agribalyse orientieren, um eine Harmonisierung im europäischen Raum zu erreichen. Die Datenbank könnte zudem auch sinnvoll genutzt werden, um die Umweltauswirkungen der Ernährung in Deutschland zu monitoren oder um die bezogenen Rohwaren in Scope 3 einer Unternehmensklimabilanz zu quantifizieren. Sie kann dadurch auch die verpflichtende Nachhaltigkeitsberichterstattung unterstützen. Zudem machte Ulrike Eberle deutlich, dass eine Umweltdatenbank für Lebensmittel notwendigerweise auch sogenannte Hintergrunddatensätze, die für nahezu alle Prozesse benötigt werden, enthält. Dies sind beispielsweise Datensätze zur Energiebereitstellung, zu Transporten oder zur Entsorgung. Diese Datensätze sind selbstverständlich nicht nur für ein Umweltlabel für Lebensmittel relevant, sondern auch für andere Branchen.
Auch Christian Scheffler, Vice President FSQA, Sustainability & Packaging von HelloFresh betonte die Notwendigkeit einer Ökobilanzdatenbank für Lebensmittel. Dies ist auch der Grund, warum sich das Unternehmen in der TCL-Initiative engagiert. Dr. Christian Hennig, Unternehmer zeigte in seinem Vortrag auf wie wichtig es sei, die Quellen der Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft zu betrachten und hier insbesondere auch die fossilen Energieträger in den Blick zu nehmen.
In der anschließenden Podiumsdiskussion bestand Einigkeit, dass eine Datenbank dringend benötigt wird. Ulrich Gromke vom Umweltbundesamt, einer der Podiumsteilnehmenden, brachte die erfreuliche Nachricht mit, dass im Umweltbundesamt Personal für die Datenbank Probas zeitnah aufgestockt wird und dass es das Ziel sei, insbesondere valide Hintergrunddatensätze bereitzustellen. Dr. Ulrike Eberle begrüßte die Ankündigung und betonte, dass es auch hierfür notwendig sei, eine Harmonisierung der Regeln sicherzustellen, um Kompatibilität im europäischen Raum zu gewährleisten. Sie erwähnte, dass das im LIFE-Programm der EU geförderte Projekt ECOFOODCHOICE, an dem corsus beteiligt ist, eruiert werden soll, wie Daten aus Agribalyse auf andere europäische Länder übertragen werden können und bot an, das Umweltbundesamt in diesen Prozess einzubeziehen.
Viele Forschungsprojekte in Deutschland und Europa arbeiten derzeit an einem methodischen Konzept für ein Umweltlabelling von Lebensmitteln. corsus ist an einigen dieser Projekte beteiligt, so zum Beispiel am Projekt EEKLIM der Universität Göttingen und an einem europäischen Projekt mit Partner:innen in Frankreich, Spanien, den Niederlanden und Deutschland. In EEKLIM liegt der Schwerpunkt von corsus auf der Erarbeitung eines Methodenkonzepts für das Labelling von Lebensmitteln. Im europäischen Projekt ECOFOODCHOICE, das im November 2023 gestartet ist, geht es unter anderem darum, wie die französische Datenbank Agribalyse auf andere europäische Länder, wie beispielsweise Deutschland, übertragen werden kann.