Wann kommt der Öko-Fußabdruck für Lebensmittel in Deutschland?

Die Umweltkennzeichnung von Lebensmitteln wird von Forschenden in Deutschland schon lange begrüßt und gefordert. Der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz hat dazu 2020 ein  Gutachten an das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft übergeben. Zuvor hatten die Wissenschaftlichen Beiräte zu Agrar- und Ernährungspolitik bereits 2011 empfohlen, die Umweltauswirkungen von Lebensmitteln zu kennzeichnen. corsus hat 2021 gemeinsam mit Zühlsdorf+Partner und dem KATALYSE Institut im BMUV-Vorhaben „Klimalabel vs. Eco-Score“ Optionen verglichen und den Weg zu einer Umweltkennzeichnung für Lebensmittel aufgezeigt. Zudem berät Dr. Ulrike Eberle von corsus die TCL-Initiative, die für ein Lebensmittellabel eintritt. Im Rahmen des niedersächsischen Projekts EEKlim erarbeitet corsus eine Methodik für ein Klima- und Umweltlabel von Lebensmitteln und auch das EU-LIFE-Projekt ECO FOOD CHOICE, an dem corsus beteiligt ist, tritt für eine Umweltkennzeichnung von Lebensmitteln in Europa ein.

Der Tagesspiegel schreibt nun im „Tagesspiegel Background“, dass immer mehr Unternehmen eine staatliche Umwelt-Kennzeichnung für Lebensmittel fordern, dass gleichzeitig aber die Rahmenbedingungen auf europäischer und deutscher Ebene dafür bislang noch fehlen. Die Green Claims Directive, die analog der Health Claims Directive im Markt nur noch begründete Umweltaussagen zulassen will, ist im Herbst 2023 durch das Europäische Parlament gegangen. Einheitliche Regeln für einen ökologischen Fußabdruck wird es wahrscheinlich nicht geben, die zugrundeliegende Methode muss jedoch transparent gemacht werden. Dabei wären verbindliche Regeln gerade wichtig, um Vergleichbarkeit und Glaubwürdigkeit herzustellen, damit es nicht zu Wettbewerbsverzerrung durch Umweltaussagen kommt, betont Ulrike Eberle im Interview mit dem Tagesspiegel. Die Grundlage dafür stellt eine frei zugängliche Datenbank zu Umweltauswirkungen von Lebensmitteln nach dem Vorbild der französischen Agribalyse-Datenbank dar. Doch derzeit existiert diese in Deutschland nicht, obwohl viele Akteur:innen seit langem dafür eintreten, unter anderem die Unternehmen der TCL-Initiative. Solch eine Datenbank wäre nicht nur Basis für Labelling, sondern würde es vielen Unternehmen erleichtern ihre Scope 3 Emissionen im Rahmen der Unternehmensklimabilanz zu berechnen. Und dies wiederum unterstützt die Nachhaltigkeitsberichterstattung nach CSRD.

In Frankreich wurde gerade ein Umweltlabel für Textilien gelauncht, weitere Umweltlabel – auch für Lebensmittel – sind in Planung. Wann kommen wir auch in Deutschland hier endlich weiter voran?

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